Nach der Schacholympiade in Dresden 2008 wurde die Prinzengruppe gegründet. Hanna Marie Klek, Filiz Osmanodja, Matthias Blübaum, Dennis Wagner, Rasmus Svane und Alexander Donchenko waren die ersten Mitglieder dieser Gruppe. Das Ziel der Förderung war es, aus dem deutschen Nachwuchs Nationalspieler der Erwachsenen zu formen. 2016 wurde die Förderung beendet. Das Ergebnis kann sich auf lange Sicht sehen lassen. Neben zahlreichen anderen Erfolgen wurde Matthias Blübaum wurde 2022 Europameister, Hanna Marie Klek gewann u.a. 2021 das German Masters.
Zu einer offiziellen Neuauflage der Prinzengruppe kam es nie. Immerhin wurde dank DSB-Leistungssportreferent Gerry Hertneck und der Unterstützung durch die Immobiliengruppe Krulich eine weibliche Fördergruppe eingesetzt, die sog. Powergirls.
Doch wie sieht es eigentlich in den nachfolgenden Generationen aus? Bestehen hinter Ausnahmespieler Vincent Keymer noch Perspektiven für weitere Schachspieler aus Deutschland, die in die Weltspitze eindringen können? Wer sticht aus den Talenten besonders hervor?
Als objektive Grundlage für eine Betrachtung können hierzu die U-Ranglisten des Weltschachverbandes FIDE herangezogen werden. Sicherlich wären auch Medaillenspiegel der Europa- oder Weltmeisterschaften eine gute Quelle, doch sind diese im Internet nicht leicht zugänglich. Zudem gilt: Spielerische Qualität setzt sich auf Dauer immer durch und führt zwangsläufig zu Erfolgen.
Hier nun also eine Übersicht, gegliedert nach Jahrgang, Nummer 1 der Welt und den jeweils TOP-platzierten deutschen Spielern (Stand: September 2023, Quelle: FIDE Chess Ranking and Statistics). Zunächst die Tabelle der männlichen Jugend:
Männlich:
Die Auswertung zeigt, dass Deutschland im Jugendbereich relativ gut in der internationalen Spitze vertreten ist. Das ist vor allem positiven "Ausreißern" zu verdanken. Dabei ist in erster Linie Super-GM Vincent Keymer zu nennen, der nicht nur in seinem eigenen Jahrgang (U19) auf Platz drei steht, sondern auch in der U21-Rangliste noch auf Platz 4 vertreten ist.
Ein herausragender Jahrgang ist auch der U12-Jahrgang. Hier wird Deutschland gleich dreimal in den TOP 10 aufgeführt, nämlich mit Hussain Besou, Christian Glöckler und Alfred Nemitz. Besou ist in der Szene schon länger als Riesentalent bekannt und hat im Mitropacup sogar schon Deutschland als (Herren-)Nationalspieler vertreten. Glöckler wird von GM Thomas Pähtz trainiert und hat sich in relativ kurzer Zeit hochkatapultiert, was ihm sogar eine Trainingseinheit mit Garri Kasparov eingebracht hat. Ihm scheinen die Erfolge zuzufliegen. Alfred Nemitz kommt aus der Schule von Artur Jussupow. Man darf gespannt auf die weitere Entwicklung der drei sein.
In anderen Jahrgängen wie z.B. U11 oder U16-U18 sieht man dagegen ein richtiges Loch. Hier sind die Jüngeren immer noch die Bestplatzierten. So kommt es, dass z.B. ein Marius Deuer aus dem Jahrgang U15 bis zu den U18 immer noch als bester deutscher Spieler geführt wird.
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Wie sieht es beim weiblichen Nachwuchs auf? Hier die Tabelle:
Weiblich
Jahrgang | Nr. 1 (Welt) | TOP deutsche Platzierungen |
U6 | Nalamalpu Saishanvi Reddy (Botswana), 1083 | (-) |
U7 | Nguyen Vu Bao Chau (Vietnam), 1339 | (-) |
U8 | Milner, Romi (USA), 1856 | (-) |
U9 | Milner, Romi (USA), 1856 | 19, Chen, Yuefan, 1476 29, Hendler, Felicitas, 1408 |
U10 | Milner, Romi (USA), 1856 | 12, Schirmbeck, Lilian, 1633 42, Chen, Yuefan, 1476 |
U11 | Li, Iris (USA), 2147 | 26, Schirmbeck, Lilian, 1633 30, Chen, Yueyi, 1609 |
U12 | Li, Iris (USA), 2147 | 51, Schirmbeck, Lilian, 1633 62, Chen, Yueyi, 1609 |
U13 | Lu, Miaoyi (China), 2214 | 29, Sickmann, Lisa, 1864 58, Trunz, Tamila, 1777 |
U14 | Lee, Alice (USA), 2388 | 66, Sickmann, Lisa, 1864 |
U15 | Lee, Alice (USA), 2388 | 16, Peglau, Charis, 2094 27, Peglau, Dora, 2052 |
U16 | Lee, Alice (USA), 2388 | 30, Peglau, Charis, 2094 42 Peglau, Dora, 2052 |
U17 | Roebers, Eline (Niederlande), 2421 | 20, Bashylina, Luisa, 2173 37, Butenandt, Svenja, 2123 |
U18 | Roebers, Eline (Niederlande), 2421 | 25, Ziegenfuss, Antonia, 2196 33, Bashylina, Luisa, 2173 |
U19 | Assaubayeva, Bibisara (Kasachstan), 2469 | 37, Ziegenfuss, Antonia, 2196 45, Bashylina, Luisa, 2173 |
U20 | Assaubayeva, Bibisara (Kasachstan), 2469 | 45, Ziegenfuss, Antonia, 2196 54, Bashylina, Luisa, 2173 |
U21 | Zhu, Jiner (China), 2493 | 31, Schneider, Jana, 2285 34, Schulze, Lara, 2279 |
Bei den Mädchen und jungen Damen fällt auf, dass die Ranglisten von Chinesinnen bzw. Amerikanerinnen mit chinesischer Abstimmung dominiert werden. Platzierungen der Deutschen in den TOP 10 gibt es nicht. Die bestplatzierte Spielerin ist Lilian Schirmbeck mit Platz 12 im U10-Jahrgang, danach kommt Charis Peglau mit Platz 16 in der U15-Rangliste. Auch bei den Mädchen gibt es wie bei den Jungs teilweise "Lücken" in den Jahrgängen, z.B. U14, U16 und U19-U20.
Fazit
Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler (der übrigens schon seit 20 Jahren im Amt ist) hat durchaus Grund zur Freude. Bei den Männern spielt der deutsche Nachwuchs relativ weit oben mit. Bei den Frauen muss man sich mehr an der europäischen als an der Weltspitze orientieren, doch auch hier gibt es hoffnungsvolle Talente.
Bleibt zu hoffen, dass genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, um die jeweiligen Talente optimal zu fördern. Wichtig ist auch der Mut der Nachwuchsspieler, vollkommen auf die Karte Schach zu setzen und Schachprofi zu werden. Vorbilder wie Vincent Keymer, Josefine Heinemann, Frederik Svane usw. gibt es inzwischen mehr als genug!
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