Gibt es nächstes Jahr wieder ein grenke Schachturnier?

Gibt es nächstes Jahr wieder ein grenke Schachturnier?

Holly und Jan Henric Buettner, Gründer von Freestyle Chess, sprechen im Interview auf dem grenkeChess-Kanal über eine mögliche Fortsetzung des Turniers im neuen Jahr. 

Fiona Steil Antoni 
Ich freue mich sehr, heute die Gründer von Freestyle Chess, Holly und Jan Henric Buettner, bei mir zu haben. Zunächst einmal: Willkommen in Karlsruhe! Ihr seid gestern angekommen – was war euer erster Eindruck vom Turnier hier?

Holly Buettner: 
Wir waren absolut begeistert, überwältigt – besonders von der schieren Größe des Ganzen. Wir sind am Nachmittag oder Abend angekommen, als die meisten Spiele schon vorbei waren. Aber heute Morgen, als wir herkamen und all diese Leute gesehen haben, wie sie gespielt haben und mit so viel Begeisterung dabei waren – die Energie war einfach unglaublich.

Jan Henric Buettner: 
Ja, wir waren in der Halle und waren beeindruckt von der Anzahl der Sitzplätze. Dann meinte Sven [Noppes]: „Ich zeige euch mal was.“ Und er führte uns in eine andere Halle, die doppelt so groß war! Ich dachte nur: „Okay, das ist einfach unglaublich.“
Und heute, als ich da stand und all diese Menschen gesehen habe – ich habe so großen Respekt vor ihnen. Jeder sitzt dort stundenlang jeden Tag, spielt Schach, voller Begeisterung.

Heute Morgen beim Frühstück habe ich ein paar Amateurspieler über ihre Turniererfahrungen sprechen hören. Ich glaube, es waren Spieler mit etwa 1.700 Spielstärke. Sie spielen nicht um Las Vegas, sondern einfach, weil sie das Spiel lieben.

Fiona Steil Antoni: 
Ihr seid jetzt Partner von grenke geworden, einem der Hauptsponsoren dieses Jahres, zusammen mit Freestyle Chess. Das Turnier ist jetzt Teil der Grand Slam Tour – Spieler können Coins sammeln und sich für Las Vegas qualifizieren. Wie kam das zustande?

Jan Henric Buettner: 
Das begann, als Sven Noppes Hamburg besucht hat. Wir haben uns in einem Café getroffen und über die Idee gesprochen: Warum dieses exklusive Turnier für Spitzenspieler nicht öffnen für alle? Anfangs dachten wir, das grenke Chess Classic durch Freestyle-Spiele zu ersetzen. Aber dann entwickelte sich die Idee weiter – warum nicht ein vollständiges, offenes Over-the-Board-Turnier?

Es war eher Sebastians [Siebrecht] und Svens Idee, aber wir haben sie sehr unterstützt. 

Holly Buettner: 
Es herrschte vorher das Gefühl in Teilen der Schachwelt, dass Freestyle eher etwas für Elite-Spieler ist und nicht sehr offen – abgesehen vom Online-Turnier. Und natürlich ist da ein großer Unterschied zwischen online und am Brett.
Den Leuten die Möglichkeit zu geben, ein offenes Turnier am Brett zu spielen, ist eine erfrischende, spannende neue Perspektive.

Jan Henric Buettner: 
Im Moment nehmen rund 20 % aller Teilnehmer hier – also etwa 600 Leute – am Freestyle-Turnier teil. Es gibt viel Interesse von jung und alt. Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr diese Zahl verdoppeln können.

Fiona Steil Antoni: 
Apropos nächstes Jahr – heute Morgen habt ihr bei der Auslosung eine Rede gehalten und etwas von „Rückkehr“ erwähnt?

Jan Henric Buettner: 
Ja, als Sven uns fragte: „Gefällt es euch? Kommt ihr wieder?“ haben wir sofort gesagt: „Absolut.“

Holly Buettner: 
Es gibt noch ein paar Details zu klären, aber wir sind super aufgeregt und sehr sicher, dass wir nächstes Jahr mit Freestyle zurückkommen.

Jan Henric Buettner:
Natürlich muss Sven auch seine anderen Sponsoren wieder mit ins Boot holen.

Fiona Steil Antoni: 
Aber es war so ein Erfolg – ich habe mit so vielen Leuten gesprochen. Ich wusste nicht genau, was mich erwartet, aber es war großartig. Und viele Spieler haben auch das Format gewechselt [Anm.d.Red.: Spieler durften nach Runde 4 vom klassischen ins Freestyle Schach wechseln].

Jan Henric Buettner: 
Etwa 100 sind nach Runde 4 zu Freestyle gewechselt, soweit ich weiß. 

Fiona Steil Antoni:
Glaubt ihr, das könnte die Zukunft sein? Ihr habt bereits erfolgreiche Freestyle-Matches organisiert – Magnus gegen Fabiano in Singapur, die zwei Weissenhaus-Ausgaben, das Turnier in Paris – und jetzt dieses offene Turnier hier. Denkt ihr daran, Formate zu mischen?

Holly Buettner: 
Ja. Wir denken tatsächlich darüber nach, das Jahr mit einem offenen Turnier zu beginnen, das als Qualifikation für Weissenhaus dient.
Es wäre toll, eine Mischung zu haben – mehr und mehr offene Events. Natürlich ist es nicht einfach, das von Grund auf aufzubauen, deshalb sind wir so beeindruckt von dem, was Sven hier geschaffen hat.
Die Freiwilligen, die Organisation – das ist alles unglaublich. Wir möchten daraus lernen, mit anderen Turnieren kooperieren und mehr offene Events für die Freestyle-Bewegung schaffen.

Jan Henric Buttner: 
Wir testen verschiedene Formate – wie das geschlossene Weissenhaus-Event, das Turnier in Paris, das zuschauerbasierte Event in Las Vegas, und jetzt dieses mit breiter Beteiligung.
Ich liebe die Underdog-Geschichte – man kann in einem klassischen Turnier starten, zu Freestyle wechseln und wenn man in die Top 4 kommt (und andere schon qualifiziert sind), kann man trotzdem nach Las Vegas fahren. Selbst wenn man Dritter wird und 15 Punkte sammelt, kann das reichen, um unter die Top 12 zu kommen und sich fürs Finale in Südafrika zu qualifizieren. Und deshalb sage ich: Freestyle ist eine Bewegung - für alle. 

Fiona Steil Antoni:
Die Tatsache, dass es einen Qualifikationsplatz für Las Vegas gibt, macht es sehr spannend. Die Spannung im Hauptturnier hat etwas darunter gelitten, dass Magnus Carlsen alle seine Partien gewonnen hat. Was glauben ihr, wer sich für Las Vegas qualifiziert [Anm.d.Red.: Am Ende war dies Parham Maghsoodloo.]

Holly Buettner: 
Wir wissen es noch nicht genau – Vincent hat ein schweres Spiel gegen Magnus. Auch Frederik Svane ist einer der Favoriten. Auch Parham. Ja, wir wissen es noch nicht. Wir sind noch mittendrin.

Jan Henric Buettner:
Aber wir freuen uns für jeden.
Zum Beispiel haben wir gerade Javokhir [Sindharov] gesehen – ich hätte mich riesig gefreut, wenn er es geschafft hätte. Gestern war er ganz nah dran – er hat, glaube ich, verloren oder Remis gespielt – aber es ist alles so eng. Wir freuen uns über jedes neue Gesicht.

Fiona Steil Antoni:
Wir werden es in ein, zwei Stunden wissen. Das war ein sehr spannendes Gespräch – viele aufregende Neuigkeiten zur Zukunft von Freestyle Chess. Wir sehen uns in Vegas!

Jan Henric & Holly Buettner: 
Vielen Dank!

Fiona Steil Antoni:
Und danke auch für alles, was ihr für dieses Turnier getan habt.

Foto: Darius Gorzinski

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