Team-EM: 1. Runde ausgelost!

Team-EM: 1. Runde ausgelost!

In knapp 3,5 Stunden geht es los, die Mannschafts-Europameisterschaft startet in Budva, Montenegro. Mit dabei, das Beste was Deutschland schachlich zu bieten hat. Inzwischen sind bereits die Auslosungen raus und auch die Team-Aufstellungen sind bereits veröffentlicht. Als der Schreiber dieser Zeilen als Team-Captain bei der Olympiade in Georgien dabei war,  waren die gegnerischen und eigenen Aufstellungen aus meiner Erinnerung heraus deutlich kurzfristiger bekannt. Die neue Regelung ist gut für die Theoriehaie, schlecht für jene die auch auf nicht optimal vorbereitete Gegner hoffen. Die lange Vorbereitungszeit kommt vor allem den Deutschen Männern zu Gute.

Denn nicht nur die 4 Spieler die in der ersten Runde spielen werden, VIncent Keymer, Matthias Blübaum, Rasmus Svane und Alexander Donchenko, gelten als starke Theoretiker. Auch die Stärken des Deutschen Kapitäns Jan Gustafsson und des Pausierenden Dmitrij Kollars liegen vor allem im Eröffnungsbereich. Die Stärken müssen nun in der ersten Runde gegen das nicht zu unterschätzende Team aus Schweden eingesetzt werden.

An Brett 1 spielt dort Nils Grandelius, Super-GM-Turnier erprobt und immer um die 2700 spielend. Aus meiner Zeit beim Hamburger SK, als ich einige Jahre mit Nils in einer Mannschaft gespielt habe, kann ich mich noch gut an den sehr sympathischen Schweden erinnern. Vor allem das 4:4 2017/18 gegen Baden-Baden ist mir in Erinnerung geblieben, als wir sensationell ein Unentschieden gegen die Übermannschaft holen konnten. Und es war sogar noch mehr drin! Denn Nils hätte seinerzeit gegen Weltklassemann Maxime Vachier-Lagrave sogar gewinnen können! Klar scheint also: Mit den schwarzen Steinen spielend wäre ein Remis von Keymer ein gutes Ergebnis.

Die Punkte müssen weiter hinten geholt werden. An Brett 2 zum Beipiel, wo Rasmus Svane, der aufgrund seiner dänischen Herkunft enge Verbindungen in die skandinavische Schachszene hat, gegen Tiger Hillarp Persson spielen wird. Der Großmeister der vor allem durch sein "Tigers modern" bekannt wurde, ist nie zu unterschätzen, aber für Svane trotzdem ein Gegner den man schlagen kann. Blübaum an Brett 3 muss gegen den starken internationalen Meister Hampus Sorensen die schwarzen Steine verteidigen. Der große Elovorsprung von fast 200 Punkten könnte aber auch hier auf mehr als den halben Punkt hoffen lassen.
Am letzten Brett stellt sich die Frage: In welcher Form ist Alexander Donchenko? Nach einem harten Monat wäre es jetzt an der Zeit die Formkurve wieder nach oben zeigen zu lassen. Das ist ein Erstrundensieg mit Weiß gegen IM Kaan Kucuksari doch eine Gelegenheit genau dies zu tun

Auch die Deutschen Frauen sind Favorit in ihrem Erstrunden-Match. Doch auch sie werden alles geben müssen, um dieser Favoritenrolle gerecht zu werden. Auch hier kann ich wieder auf mein Erlebnis als Frauentrainer der Deutschen Mannschaft bei der Olympiade in Georgien zurückgreifen, als wir gegen Griechenland lediglich ein 2:2 holten.

An Brett 1 spielt für Griechenland Stavroula Tsolakidou. Sie war vor 6-7 Jahren ein aufsteigender Stern am griechischen Schachhimmel. Das führte nach dem Gewinn der Jugendweltmeisterschaft in Russland sogar zu einem Treffen mit dem damaligen Regierungschef Griechenlands Alexis Tsipras. Seit einigen Jahren stagniert "Stavrou" jedoch um die 2400. Damit bleibt sie jedoch für die Deutsche Nummer 1 Elisabeth Pähtz eine gefährliche Gegnerin. Trotzdem wird Elisabeth sicherlich versuchen mit den weißen Steinen etwas nachzuweisen.

An Brett 2 spielt für Deutschland mit den schwarzen Steinen Dinara Wagner. Wie bei Elisabeth ist davon auszugehen, dass auch sie das Turnier durchspielen wird, zu groß ist der Abstand zum Rest des Teams. Sie wird es mit Schwarz mit Anastasia Avramidou zu tun bekommen. Auch hier ist sicherlich ein ganzer Punkt drin, doch mit Schwarz ist es nicht immer einfach etwas zu holen, vor allem wenn die Gegnerin eine solide Spielerin mit fast 2300 Elo ist.

An Brett 3 kommt für Deutschland Josefine Heinemann zum Einsatz. Die in Ausgabe 10/2023 der SCHACH einen interessanten Artikel über die Team-WM geschrieben hat. Es wird auch auf sie ankommen, ob sie es schafft ihre überlegenen Eröffnungskenntnisse und die daraus häufig resultierenden sehr guten Mittelspielstellungen in volle Punkte zu verwandeln. Eine Strategie des Bundestrainer Yuri Yakovich könnte sein, die Aufstellung so zu wählen, dass Josefine bei guter Form möglichst häufig mit Weiß spielt. Josefine wird es mit Ekaterina Pavlidou zu tun bekommen. Die beiden trennen rund 150 Elopunkte, nicht viel in einer nervenaufreibenden Atmosphäre wie der Mannschafts-EM.
Haritomeni Markantonaki lautet der Name von Hanna Marie Kleks Gegnerin in der ersten Runde. Auch hier sind gut 150 Elopunkte Abstand und auch hier wird die Form entscheiden ob Hanna Marie es schaffen wird die Verteidigung ihrer Gegnerin zu überwinden.

Es steht eine spannende Meisterschaft bevor, wir drücken den Deutschen Teams die Daumen!

 

Foto: Deutscher Schachbund