Das Museum "Porzellanikon" präsentiert derzeit eine Ausstellung, die zwei Welten kunstvoll miteinander verknüpft: die filigrane Schönheit des Porzellans und die strategische Tiefe des Schachspiels.
Michael Busse von den Chess Tigers sprach mit der Kuratorin des Museums, Petra Werner:
1. Frau Werner, bis zum 13. Oktober läuft die Ausstellung "Schach & Porzellan - Die Welt auf 64 Feldern." Wo kann man die Ausstellung besuchen?
Die Ausstellung ist im Porzellanikon in Hohenberg a.d. Eger zu sehen, wo sich unsere Porzellansammlung befindet, die in schönen Inszenierungen präsentiert wird.
Das ist einer von unseren zwei Museumsstandorten, die zusammen Europas größtes Museum für Porzellan bilden.
"Schachgruppe Scheibe Alsbach"
2. Wie kam die Idee zustande, in einem Porzellanmuseum eine Ausstellung über Schach durchzuführen?
Aufgrund meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Porzellan weiß ich, dass es nichts gibt, was es nicht in Porzellan gibt, sei es als Form, Thema oder als Geschichte. Porzellan ist so vielfältig. Bei Schach ist es ähnlich. Kunsthandwerkliche Techniken, Geschichte, Kunstgeschichte und alle Lebenssituationen kommen auch hier vor. Als ich dies entdeckte, wurde mir klar, dass unsere Ausstellung eine aufregende Entdeckungsreise voller Geschichten und Überraschungen wird.
3. Welche Gemeinsamkeiten zwischen Schach und Porzellan gibt es?
Beide kommen aus der Ferne nach Europa. Das königliche Spiel und das Porzellan, das anfangs nur den aristokratischen Kreisen vorbehalten war, haben beide ihre Ursprünge in Asien. Erst im Laufe der Zeit fanden sie Eingang in die bürgerlichen Haushalte. Heute sind Porzellan und Schach überall zu finden.
"Poseidon Flügel"
4. Was erwartet den Schachfan bei einem Besuch im Porzellanikon?
Das Porzellanikon präsentiert die größte Sammlung zum Thema Schach in Porzellan. Es gibt Historisches, Politisches und Exotisches, Mythisches, Tierisches und Kurioses, aber auch Erotisches – all das findet sich in Porzellan ebenso wie auf dem Schachbrett. Damit sind dem Staunen keine Grenzen gesetzt!
Es werden 28 komplette Schachspiele, 35 Figurensätze sowie 43 Einzelfiguren gezeigt. Sie kommen aus insgesamt 12 Ländern. In einem Teil der Ausstellung gibt es Informationen und Wissenswertes zum Thema Schach sowie die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Selbstverständlich kann also auch gespielt werden.
5. Erfahren Sie Unterstützung aus der Schachszene?
Selbstverständlich, der Schachbezirk Oberfranken und der Bayerische Schachbund e.V. haben uns von Anfang an mit vielen Veranstaltungsideen und Anregungen und auch mit Organisatorischem unterstützt und unsere Ausstellung in der großen Schachgemeinschaft bekannt gemacht.
Unser Hauptleihgeber ist übrigens Dr. Thomas Thomsen, der langjährige Präsident des CCI (Chess Collectors International), der auch über ein sehr großes und internationales Netzwerk verfügt.
"Morandini Rosenthal"
6. Gibt es über den Museumsbesuch hinaus noch interessante Sonderveranstaltungen für Schachspieler oder Kinder?
Wir haben ein umfangreiches Begleitprogramm im Angebot. Es gibt Führungen, Schnupperkurse, Seniorenprogramme und ein Schulprogramm zum Thema Schach. Die Termine finden Sie auf unserer Internetseite www.porzellanikon.org
7. Von welcher Gruppen treffen Sie aktuell mehr Besucher im Museum: Porzellanfreunde oder Schachspieler?
Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass es uns gelungen ist, Schachspieler für die Schönheit des Porzellans zu begeistern und dass die Porzellanliebhaber wiederum von der Vielfalt und der Schönheit des Schachs beeindruckt sind. Das fällt mir bei meinen Führungen immer wieder auf und auch die Einträge in unserem Gästebuch bestätigen dies.
8. Haben Sie sich selbst schon zu einer Partie Porzellanschach verleiten lassen?
Ich selbst bin zwar eine Anfängerin, was das Spielen betrifft. Das Thema Schach jedoch fasziniert mich ungemein, so dass ich mich sogar mit dem chinesischen und dem japanischen Schach auseinandergesetzt habe, das bei uns auch zu sehen ist.
9. Welches Ausstellungsstück mögen Sie ganz persönlich besonders?
Die Figuren sind so faszinierend, jede auf ihre Art, dass es mir sehr schwer fällt, mich für ein Objekt zu entscheiden. Ich liebe die ganze Ausstellung in ihrer Geschlossenheit – es ist tatsächlich eine ganze Welt auf 64 Feldern, wie der Titel der Ausstellung es so passend auf den Punkt bringt.
10. Welche Wünsche haben Sie an die Schachgemeinschaft?
Ich wünsche mir, dass die Schachgemeinschaft in der Verbindung zwischen Schach und Porzellan entdeckt, wie faszinierend Porzellan ist und welch‘ eine unglaubliche Vielfalt an Farben, Formen und Themen in Porzellan überhaupt möglich sind. Denn als Kuratorin versuche ich dies der breiten Öffentlichkeit stets zu vermitteln.
-----------------------------------
WERBUNG: Ankündigungen