Damit Schach auch außerhalb von Turniersälen und Vereinsabenden wahrgenommen wird, muss es aus seiner Blase heraustreten – hin zu einem breiteren Publikum. Dafür braucht es Engagement vor Ort, mediale Präsenz und kreative Vermittler, die das Spiel auf ungewöhnliche Weise erzählen.
Vereine können ihren Beitrag leisten, indem sie sich auf Stadtfesten präsentieren, Schach-AGs anbieten oder in den Lokalnachrichten über ihre Aktivitäten berichten. Auf überregionaler Ebene kommt es vor allem auf Journalistinnen und Journalisten an, die nicht nur Schach verstehen, sondern auch wissen, wie man Geschichten so erzählt, dass sie Menschen erreichen, die bislang kaum mit dem Spiel in Berührung kamen.
Einige dieser Multiplikatoren gibt es bereits in den Redaktionen großer Medienhäuser – etwa Niklas Schenk vom WDR oder Florian Pütz vom SPIEGEL. Pütz, Jahrgang 1994, hat Kommunikationswissenschaften studiert und war bereits während seines Studiums für sport.de, den Sport-Informations-Dienst sowie die dpa tätig. Seit 2019 schreibt er für den SPIEGEL.
Wenn er nicht gerade Donald Trumps Kampf gegen Duschköpfe kommentiert oder über die Champions League berichtet, widmet sich Pütz mit Leidenschaft dem Schach. Besonders bekannt ist seine Rubrik "Schachmatters, in der er auf unterhaltsame Weise seine eigene Reise als Amateur-Schachspieler dokumentiert – mit viel Selbstironie und einem feinen Gespür für die Skurrilitäten des Spiels.
"Schach ist die Hölle. Ich investiere viele Stunden und werde doch nicht besser", schreibt er – ein Satz, der bei vielen Hobbyspielerinnen und -spielern einen Nerv trifft. "Schachmatters" ist nicht nur auf SPIEGEL Online zu lesen, sondern auch über das gleichnamige Instagram-Profil erreichbar.
Sein neuestes Werk: ein Porträt über Magnus Carlsen. Den ehemaligen Weltmeister bezeichnet er darin als "Freispieler" und "Schachrebellen" – ein Hinweis auf Carlsens offenes Verhältnis zur FIDE. Schon der Teaser macht Lust auf mehr. Der Artikel liegt zwar hinter der Paywall, doch dafür bietet er faktengecheckten, hochwertigen Journalismus – und eine weitere Gelegenheit, Schach einem breiten Publikum näherzubringen.
Beitragsfoto: StrangerChess