In der heutigen Zeit wirkt das Modell “Schachverein” möglicherweise veraltet. Viele Menschen (nicht nur jüngere) möchten sich nicht mehr binden, sondern wollen flexibel bleiben. Die Welt ist “vielleichter" geworden. Eine feste Vereinsmitgliedschaft - gar verbunden mit der Befürchtung, ein offizielles Amt übernehmen zu müssen - erscheint vor diesem Hintergrund für viele Menschen unattraktiv. Dazu kommt noch die psychologische Hürde, als Neuer in eine bestehende Gemeinschaft eintreten zu müssen, vor allem wenn man Angst hat, nicht gut genug spielen zu können.
Daher ist es gut, dass es immer mehr offene Schachtreffs gibt. Solche Schachtreffs operieren mit niederschwelligen Angeboten: Man kann einfach mal unverbindlich vorbeischauen; man kann kommen und gehen, wann und wie oft man möchte, und braucht sich nicht zu binden. Außerdem ist man auch nicht der einzige Neue, sondern Leute gehen ein und aus. Ein offener Schachtreff ist eine alternative Methode, um Menschen zum Schachspielen zu animieren.
Vereine sollten nicht den Fehler machen, über einen offenen Schachtreff direkt Mitglieder akquirieren zu wollen - denn dann geht für die Gäste gleich wieder ein Stück gefühlte Ungebundenheit und Freiheit verloren. Zur Mitgliedergewinnung für Schachvereine ist ein solches Konzept wohl eher ungeeignet, stattdessen stehen das gemeinsame Spiel und die Geselligkeit im Vordergrund. Oft entstehen solche Schachtreffs auch gar nicht aus Schachvereinen heraus, sondern aus anderen Initiativen (Begegnungszentren, Büchereien, Kirchen, Cafébetreiber etc.).
Kennzeichen für offene Treffs sind:
- Voranmeldung ist nicht erforderlich
- richten sich besonders an Einsteiger
- allgemein zugänglicher Veranstaltungsort, z.B. Bücherei, Stadthalle, Park, Café (nicht im Vereinsheim!)
- Geselligkeitsaspekt und verbindender Aspekt des Schachspiels ist wichtig
- eine Person kümmert sich speziell um Neuankömmlingen
- Kaffee, ggf. gastronomisches Angebot
Hier eine - nicht abschließende - Übersicht über offene Schachtreffs oder Schachcafés in Deutschland. Ergänzungen nehmen die Chess Tigers gerne über die Mail-Adresse schachgefluester@gmail.com entgegen.
Baden-Württemberg:
- Lörrach-Brombach
In der alten Gewerbeschule bieten die beiden Schachclubs Dreiländereck Weil e.V. und Schachclub Brombach e.V. dienstags um 18 Uhr einen offenen Schachtreff für alle Hobbyspieler und -spielerinnen an.
Bayern:
- München-Obermenzing
Der offene Schachtreff Obermenzing ist eine Gruppe innerhalb des Pfarrverbands Menzing. Getroffen wird sich montags 14-tägig ab 19 Uhr im Pfarrheim Leiden Christi.
Berlin:
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Schachcafé en passant
Das Schachcafé en passant in der Schönhauser Allee 58 organisiert wohl keine regelmäßigen Schachtreffs, aber Besucher können dort jederzeit ein Schachbrett ausleihen.
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Berlin-Hellersdorf
Es gibt sogar einen Schachtreff, der von der Europäischen Union mitfinanziert ist! Dies ist der neue Schachtreff im Stadtteilzentrum Hellersdorfer Terrassen, immer mittwochs ab 14 Uhr.
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Stranger Chess
Der mittlerweile schon legendäre allabendliche Schachtreff von Wolf Bōese trifft sich täglich um 19 Uhr vor der Schönhauser Allee 174. Jeder, der vorbeikommt, kann mitspielen.
(Foto: Wolf Bōese)
Hamburg:
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Barmbeker Schachcafé
Im historischen Bahnhofsgebäude an der S-Bahn Rübenkamp findet sich in Hamburg ein Café, in dem früher offenbar die Bahnarbeiter Schach spielten. Seit neuestem wird dort Mittwoch abends um 18 Uhr der "Schachtreff Hamburg" ausgetragen (vgl. Feature-Bild).
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Offener Schachtreff LURUM
In Hamburg-Lurup steht das Gebäude LURUM, zu dessen Kulturprogramm ein offener Schachtreff für Erwachsene gehört. Jeweils montags ab 19 Uhr treffen sich hier Neulingen und fortgeschrittene Spieler.
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Zentralbibliothek
Montag ist Schachtag auf dem Hauptdeck der Zentralbibliothek. Von 12 bis 16 Uhr heißt es dort: Komm aufs Schach-Deck.
Mecklenburg-Vorpommern:
- Rostocker SBZ
Im Rostocker Stadtteil- und Begegnungszentrum in Lütten Klein findet seit Mitte Mai 2024 dienstags ab 18:30 Uhr ein neuer Schachtreff statt. Vorgesehen sind freies Spiel und auch die Vermittlung einzelner Trainingsinhalte sowie kleinere Turniere. Organisiert wird der Treff vom Schachzentrum Rostock.
Niedersachsen:
- Treffpunkt Deichhorst in Delmenhorst
Der „Treffpunkt Deichhorst“ führt den vom Familienzentrum „Villa“ initiierten Schach-Treff fort und bietet allen Freizeitspielern die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten das königliche Spiel zu betreiben. Termine: Jeweils am 2. und 4. Donnerstag eines Monats von 15:00 bis 16:30 Uhr.
NRW:
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Stadtbücherei Sterkrade - Oberhausen
"Jeder kann mitmachen" heißt es beim offenen Schachtreff in der Stadtbücherei Sterkrade in Oberhausen. Man trifft sich samstags von 11:30 bis 13:00 Uhr.
(Foto: Marco Schwinning)
Saarland:
- Schachtreff für Jung und Alt in St. Wendel/Urweiler
"Zwanglos" soll es dienstags ab 17 Uhr in der Bürgerstube Urweiler zugehen, wenn dort (ebenfalls erst seit Mai 2024) der offene Schachtreff stattfindet.
Sachsen:
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Offener Schachtreff Pirna
"Jeder kann es probieren", ist das Motto des offenen Schachtreffs im Mehrgenerationenhaus FAMIL in Pirna, der dort mittwochs von 15 bis 18 Uhr gastiert.
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