Der Schachsport gerät immer wieder durch Skandale in die Schlagzeilen. Aktuell sind es die Auseinandersetzungen zwischen Freestyle Chess und der FIDE. Neben dem "Analperlenskandal" mit den indirekten Cheatingvorwürfen von Magnus Carlsen gegen Hans Niemann haben auch Ereignisse wie die "Toiletgate-Affäre" zwischen Kramnik und Topalov im Jahr 2006 für viel Zündstoff gesorgt.
Im Schach gibt es aber auch zahlreiche Beispiele für Respekt und Fairness. Immer wieder beweisen die Spieler damit, dass Sportsgeist und faires Verhalten wichtiger sind als der Sieg oder persönliche Eitelkeiten. Hier einige der bemerkenswertesten Beispiele:
1. Boris Spassky vs. Bobby Fischer, Rejkjavik 1972 (Quelle)
Bild: Wikipedia
Die Fairness von Spassky kam in diesem Wettkampf - dem "Match des Jahrhunderts" - gleich in mehreren Ereignissen zum Vorschein. Immer wieder ließ er sich auf die kuriosen Forderungen von Fischer ein (z. B. Änderung der TV-Kameras), anstatt einen Sieg zu reklamieren.
In der 6. Partie spielte Fischer eine brilliante Positionspartie. Die Zuschauer applaudierten dem Sieger. Spassky, beeindruckt von der Qualität des Spiels, klatschte mit - ein außergewöhnliches Zeichen sportlicher Größe.
2. Milan Vidmar vs. Jose Raul Capablanca, London 1922 (Quelle)
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Der jugoslawische GM befand sich 1922 in einer verlorenen Stellung, als die Partie aufgrund der Uhrzeit als Hängepartie vertagt wurde. Bevor sie sich trennten, sagte Vidmar zu Capablanca auf Französisch, dass er die Partie wahrscheinlich bald aufgeben würde. Am nächsten Tag, als die Partie wieder aufgenommen wurde, erschien der Kubaner nicht.
Da Capablancas Uhr weiterlief, machte sich Vidmar Sorgen, dass Capablanca einem Missverständnis erlegen war. Er fürchtete, dass Capablanca glaubte, er (Vidmar) habe bereits aufgegeben. Schließlich war Capablanca des Französischen nicht vollkommen mächtig.
Kurz bevor Capablancas Blättchen wegen Zeitablaufs fiel, kippte Vidmar seinen König um und gab auf. Die britische Presse nannte seine Tat „den fairsten Schachzug, der je gemacht wurde“.
3. David Navara vs. Alexander Moiseenko, Khanty-Mansiysk 2011 (Quelle)
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Bei der Europameisterschaft 2011 stand David Navara gegen Alexander Moiseenko auf Gewinn, aber kurz zuvor hatte er (versehentlich) eine Figur berührt. Offiziell hätte Moiseenko wegen "Berührt-geführt" reklamieren können, aber er tat es nicht. Als Navara schließlich in eine Gewinnstellung kam, bot er aus sportlicher Fairness Remis an, da er sich an den vorangegangenen Moment erinnerte.
Im Nachgang erhielten beide Spieler für ihr sportliches Verhalten eine Ehrung (Quelle).
4. Judit Polgar vs. Garri Kasparov, Linares 1994 (Quelle)
Als Judit Polgar als 17-Jährige in einem ihrer ersten großen Turniere gegen Garri Kasparow spielte, ließ Kasparov laut Videoaufnahmen seinen Springer für eine Viertelsekunde auf dem Feld c5 los, bevor er ihn auf ein anderes Feld setzte.
Polgar hätte dies nach der Berührt-geführt-Regel reklamieren können. Doch anstatt darauf zu bestehen, ließ Polgar das Spiel weiterlaufen.
5. Florent Mayer (Quelle)
Bei der Deutschen Schulschachmeisterschaft 2017 eroberte ein Schüler der Grundschule "Judith Kerr" aus Berlin die generische Dame. Dem Betreuer Florent Mayer war aber nicht entgangen, dass ihm ein Mitspieler den entscheidenden Zug vorgesagt hatte. Mayer meldete die Partie seines Schützlings als verloren. Dafür bekam er den Fairplay-Preis der Deutschen Schachjugend.
Fazit:
Fairplay macht den Schachsport zu dem, was er sein sollte: eine Begegnung auf Augenhöhe, bei der Respekt und Sportsgeist über den reinen Sieg hinausgehen.
Welche fairen Momente hast du selbst im Schach erlebt? Teile deine Geschichte gerne im Kommentarfeld!