Der European Club Cup (ECC) ist das schachliche Gegenstück zur Champions League im Fussball. Die stärksten Mannschaften Europas gehen mit den besten Spielern der Welt in das siebenrundige Rennen, um am Ende eine große Trophäe in die Luft strecken zu können.
Es gibt natürlich auch Unterschiede zur Champions League. Anstelle von großen Geldtöpfen für die Vereine, müssen die Mannschaften draufzahlen. Hotel und Reisekosten sind für viele Vereine nur schwer zu stemmen. Häufig greifen die Spieler, vor allem aus dem semiprofessionellen Bereich, in die eigene Tasche um eine Teilnahme möglich zu machen.
Der fehlende finanzielle Anreiz führt dazu, dass der Qualifikationsprozess des ECC obsolet ist. Wer es sich leisten kann, bekommt einen Platz. Wem der finanzielle Aufwand zu groß ist, eben nicht.
Der ECC ist in der Regel auf sehr hohem Niveau organisiert. Die allermeisten Partien werden live übertragen und es gibt viele absolute Spitzenpaarungen. Dieses Jahr findet der ECC vom 30.09.2023 bis 07.10.2023 in Durres Albanien statt. Das Turnier ist in ein offenes und ein Frauenturnier unterteilt.
Mit Magnus Carlsen ist der beste aktive Schachspieler mit dabei. Mit seinem Verein Offerspill geht er als Nummer 4 der Startrangliste ins Rennen. Unter anderem in einem Team mit Aryan Tari, „Chess-Brah“ Erik Hansen und einer Reihe weiterer interssanter Großmeister. Wenn das Team in dem Carlsen spielt „nur“ an 4 gesetzt ist, zeigt sich schon, was für eine Qualität das Turnier hat. An Nummer 1 der Setzliste ist Superchess gesetzt. Ein rumänisches Team, das ordentlich auf Shopping-Tour in der Weltspitzte gegangen ist, ohne dabei seine rumänischen Wurzeln zu vergessen. Mit Vishy Anad sitzt ein ehemaliger Weltmeister am ersten Brett, gefolgt von den Rumänen Richard Rapport, Daniel-Bogdan Deac und Kirill Shevchenko. Rapport und Shevchenko haben erst vor Kurzem den Weg in die rumänische Föderation aus Ungarn bzw. der Ukraine gefunden. Das Team wird komplettiert von Jorden van Foreest, Vladimir Fedoseev, Liviu-Dieter Nisipeanu und Constantin Lupulescu. Bei den Männern wird an 6 Brettern gespielt. Bei 8 Spielern im Kader ist also immer auch Gelegenheit sich eine Runde auszuruhen.
An 2 ist die traditionell starke Mannschaft Novy Bor aus Tschechien gesetzt. Angeführt wird sie von Cincen Keymer, gefolgt von den beiden tschechischen Spitzenspielern David Navara und Thai Dai Van Nguyen. Aber auch die anderen Spieler des ebenfalls 8 Köpfe umfassenden Teams sind mit David Anton, Nils Grandelius, Markus Ragger, Mateusz Bartel und Stepan Zilka nicht weniger interessant.
Die Nummer drei der Setzliste trägt die französischen Farben. Das Team Le Grand Chiquier wird angeführt von Maxime Vachier-Lagrave gefolgt von Haik Martirosyan, Jules Mousard, Sergei Movsesian, Matthieu Cornette, Aleksandr Delchev, Jean-Marc Degraeve und Grigoriy Oparin.
Bestes Deutsches Team, laut Startrangliste ist der SC Viernheim. Und auch hier liest sich der Kader wie das „who is who“ des internationalen Schachs. An 1 Shakh Mamedyarov, an 2 Bassem Amin, dann Anton Korobov, Yuriy Kryvoruchko, Dennis Wagner, Sergey Fedorchuk, Sebastian Maze und Fabien Libiszewski.
Ebenfalls interessant aus Deutscher Sicht die Teilnahme des SV Werder Bremen. An 22 der Setzliste werden sie angeführt von Roeland Pruijssers, dahinter die jungen Bundesligaspieler Spartak Grigorian, Nikolas Wachinger, Jari Reuker und Collin Colbow. Komplettiert wird das Team vom französischen FM Sven Charmeteau, der jahrelang in Bremen lebte, dort ein wichtiger Teil des Vereins war und inzwischen wieder in Frankreich in der Nähe von Paris lebt.
Bei den Damen ist Elisabeth Pähtz Teil des Teams aus Monaco, das traditionell zu den Favoritinnen auf den Turniersieg im Frauenturnier zählt.
Die andere Deutsche Spitzenspielerin im Frauenturnier Dinara Wagner geht für die weibliche Mannschaft des rumänischen Superchess-Teams an den Start. Hier ist Irina Bulmage die einzige Rumänin im Team.
Dass starke Amateure und Halbprofis auf die Weltspitze treffen, das ist sicherlich Teil der Zukunft