Vom Schachbrett in die Chefetage – Wie Gernot Gauglitz das deutsche Schach prägt

Vom Schachbrett in die Chefetage – Wie Gernot Gauglitz das deutsche Schach prägt

Internationaler Meister, Unternehmer, Förderer des Schachsports: In der 256. Ausgabe des „Schachgeflüster“-Podcasts gab Gastgeber Michael Busse Gernot Gauglitz das Wort. 

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Ein Blick hinter die Kulissen eines ungewöhnlichen Sponsors

In der 256. Ausgabe des „Schachgeflüster“-Podcasts gab Gastgeber Michael Busse einem Mann das Wort, der im deutschen Schachsport viel bewegt hat: Gernot Gauglitz. Der Internationale Meister, Unternehmer und leidenschaftliche Förderer des Schachs erzählt in dem Gespräch von seiner ungewöhnlichen Laufbahn – und davon, warum er bis heute Zeit, Energie und Geld in das königliche Spiel investiert.

Zwischen zwei Welten: Schachspieler und Unternehmer

Gernot Gauglitz wurde 1962 in Meißen geboren und gehörte in den 1980er Jahren zur DDR-Schachelite. Parallel dazu studierte er Sportwissenschaft mit der Spezialrichtung Schachpsychologie – ein damals wie heute seltenes Studienfach. „Ich glaube, es gab nur vier Leute insgesamt, die das gemacht haben“, erinnert er sich.

Nach dem Mauerfall schlug er sich kurzzeitig als Turnierspieler im Westen durch – mit Erfolg. Doch dann forderte seine Frau: „Jetzt ist Schluss mit dem Rumtingeln – mach was Anständiges.“ Gauglitz hörte auf sie, gründete zunächst ein Immobilienunternehmen und wechselte Ende der 1990er Jahre in die Windenergiebranche. Heute ist er Geschäftsführer der UKA-Gruppe, einem der führenden Projektentwickler für Wind- und Solarenergie in Deutschland.

Warum ein Windkraftunternehmer das deutsche Schach sponsert

2011 wurde UKA Hauptsponsor des Deutschen Schachbundes – bis heute eine tragende Säule der Finanzierung des Spitzenschachs. Doch warum investiert ein Energieunternehmer ausgerechnet in Schach?

Gauglitz sieht darin nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch wirtschaftliche Logik: „Schachspieler sind in der Lage, komplexe Probleme zu durchdenken und kreative Lösungen zu finden – das ist im Berufsleben Gold wert.“ Entsprechend beschäftigt UKA heute auch mehrere Schachspieler in verantwortlichen Positionen.

Sein Engagement ist dabei nicht auf den Verband begrenzt. Gauglitz unterstützt die Bundesligamannschaft USV TU Dresden, richtete 2013 den Mitropa Cup in seiner Heimatstadt aus und förderte zeitweise auch die Nationalmannschaft direkt. Das Besondere: Anders als andere Förderer drängt es ihn nicht ins Rampenlicht. „Ich nutze das Sponsoring nicht, um mein Ego zu pflegen“, stellt er klar.

Sponsoring mit Haltung: Kein Prestige, sondern Prinzipien

Gauglitz‘ Zugang zum Sponsoring unterscheidet sich grundlegend von kurzfristig orientierten Engagements. Im Podcast wird deutlich, dass er Kontinuität über Prestige stellt. So reagiert er auch zurückhaltend auf die Frage, ob er mit Dresden Deutscher Meister werden wolle. „Was bringt mir das? Ich will nicht acht Profis zusammenkaufen. Ich will ein funktionierendes Team fördern.“

Das zeigt auch seine Kritik an der zunehmenden Internationalisierung der Bundesliga. „Die deutsche Meisterschaft ist heute mehr eine internationale Clubmeisterschaft. Man sollte überlegen, ob man den Anteil deutscher Spieler wieder erhöht.“

Auch mit Schachpolitik möchte er nichts zu tun haben: „Ich halte mich da komplett raus. Die sollen machen.“ Statt Machtspiele interessiert ihn, dass der Sport funktioniert – und dass er mit seiner Firma dazu beitragen kann.

Rückblick mit Stolz – und Ausblick mit realistischen Zielen

Ein sportliches Highlight war für Gauglitz der Gewinn der Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaft 2016 – ein Titel, den er gemeinsam mit Schachfreunden wie RajTischbierek und Uwe Bönsch errang. Doch mittlerweile bleibt kaum noch Zeit für eigene Einsätze am Brett: „UKA beschäftigt über 1000 Mitarbeitet. Das lässt wenig Spielraum fürs Hobby.“

Trotzdem ist er dem Schach treu geblieben – als Unterstützer im Hintergrund, als Fürsprecher für leistungsorientierte Förderung und als jemand, der bereit ist, auch künftig zu helfen. „Wenn jemand ein Konzept hat, das Sinn ergibt, können wir darüber reden.“

Seine Vision für das Schach in Deutschland? „Mehr Konzentration auf das Wesentliche. Weniger Politik, mehr Begeisterung. Und ein Bewahren des klassischen Schachs trotz aller Modernisierung.“

Stiller Macher

In einer Zeit, in der viele Sportarten um Aufmerksamkeit kämpfen, ist das langjährige und verlässliche Engagement von Gernot Gauglitz ein seltener Glücksfall für das deutsche Schach. Ohne viel Aufhebens hat er über Jahre eine verlässliche Infrastruktur mitfinanziert – nicht aus Kalkül, sondern aus Überzeugung.

Ein Unternehmer, der Schach nicht nur liebt, sondern versteht – und der es als das begreift, was es ist: ein Spiel, das Denken, Disziplin und Entwicklung vereint. Eigenschaften, die auch im Geschäftsleben zählen. Und vielleicht ist genau das das Geheimnis seines Erfolgs – auf dem Brett wie im Büro.

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