Wer seine am Brett gespielte Partie mit der Engine analysieren will, muss bisher alle Züge aus dem Partieformular in ein Programm eingeben, um damit eine pgn-Datei zu erzeugen. Das dauert lange und ist außerdem fehleranfällig. Klaus Knopf, passionierter Schachspieler und von Beruf Softwareexperte, hat hierfür jetzt eine Lösung: Die pgnApp. Michael Busse hat ihn für den "Schachgeflüster by Chess Tigers Blog" interviewt.
1. Hallo Klaus, du bietest die pgnApp an. Welches Problem löst sie?
Hallo Michael, auf der Webseite kannst du dein Partieformular mit wenigen Klicks in das pgn-Format wandeln lassen. D.h. die Eingabezeit der Partie wird wesentlich verkürzt und die Digitalisierung der Partie erleichtert. Zusätzlich werden die Partien für dich gespeichert und verwaltet, und du kannst sie mit anderen Anwendern teilen, wenn ihr zusammen an Partien arbeiten möchtet. Gleichzeitig passt sich die Oberfläche an dein Gerät an, je nachdem, ob du mit dem PC, Tablet oder Handy arbeitest.
2. Für wen ist die App gedacht, also wer ist deine Zielgruppe?
Die Applikation hat 3 Zielgruppen. Zum einen Schachspieler, die ihre Partie für die Analyse schnell ins pgn-Format wandeln möchten. Zum anderen Vereine, die gezielt ihre Partien erfassen, um für den nächsten Mannschaftskampf besser vorbereitet zu sein. Und zum dritten Turnierveranstalter, die auch die Bretter erfassen möchten, die nicht live übertragen werden.
3. Was passiert, wenn die App die Schrift auf dem Partieformular nicht lesen kann?
Die Softwarelösung hat ihre Grenzen, als Faustregel gilt: sie ist schneller als der Mensch, aber nicht besser. D.h. ist ein Zug unleserlich oder wurde falsch notiert, werden dem User mögliche Züge zur Auswahl vorgeschlagen oder er kann über ein Schachbrett den richtigen Zug eingeben. Wenn man besonders schnell sein möchte, ist die Empfehlung, immer beide Partieformulare hochzuladen, damit die Informationen von beiden Spielern genutzt werden können und einzelne Schwächen der Schreiber ausgeglichen werden.
4. Erkennt die App auch, wenn die Notation in englischer Schreibweise erfolgt?
Es gibt neben Deutsch und Englisch über 20 verschiedene Notationssprachen, mit denen Schachpartien weltweit aufgeschrieben werden. In der Webseite sind inzwischen neben Deutsch, Englisch, Französisch noch vier weitere Notationssprachen hinterlegt, die ständig verbessert werden. Nach und nach werden auch weitere Notationssprachen ergänzt. Im Moment wählt der Anwender die Notationssprache pro Formular aus, so dass auch die Erkennung und Verarbeitung von z.B. in Englisch notierten Partien möglich ist.
5. Wie kamst du auf die Idee, die App zu entwickeln?
Ich bin selbst Schachspieler und im Softwarebereich tätig und war schon immer auf der Suche nach einer Idee, die es noch nicht gibt. Die Idee kam mir dann vor 5 Jahren, und beim Nachfragen schien es sowas tatsächlich noch nicht zu geben. Insbesondere motivierten mich Aussagen wie "das ist zu komplex" oder "sowas ist unmöglich". Es ist für mich wie eine riesige Knobelaufgabe mit vielen spannenden Teilaspekten.
6. Bist du allein oder steht ein Team dahinter?
Anfangs war ich allein, aber schnell fand ich noch weitere Interessierte, die die Idee gut fanden. Inzwischen ist es ein ganzes Team. Es mag Personen geben, die so etwas eventuell alleine können, das bin ich aber nicht. Für mich ist ein Softwareprojekt immer eine Teamaufgabe, bei der jeder seine Stärken einbringen kann. Es macht so auch mehr Spaß. An dieser Stelle danke an alle, die die Idee unterstützen.
Ein Teil des pgnApp-Teams beim GRENKE Chess Festival in Karlsruhe, rechts Entwickler Klaus Knopf, links seine Frau Simone
7. Wo kann man die App kaufen und was kostet sie?
Auf der Webseite kann man sich Partie-Kontingente kaufen. Je nach Paket liegt der Preis zwischen 30 und 50 Cent pro Partie. Wer zuerst testen möchte, kann sich gerne melden, um es kostenlos zu probieren. Die Infos dazu sind auf der Startseite von
www.pgn-app.com beschrieben. Noch ein Hinweis: Die Funktionen werden über die Webseite
https://www.pgn-app.com bereitgestellt, die sich wie eine App verhält. D.h. man kann direkt auf der Webseite loslegen und muss nicht über einen Store gehen.
8. Bist du zuversichtlich, dass sich die App am Markt durchsetzt?
Ich bin gespannt, ob die Lösung vom Markt angenommen wird - aber wenn ich es nicht probiere, werde ich es nicht erfahren. Spannend wird auch sein, ob und wie schnell sich generell neuere Technologien am Markt durchsetzen wie z.B. DGT-Bretter oder ein Tablet zum Mitschreiben anstatt Partieformulare. Wir werden sehen!
9. Hast du noch weitere Pläne für die Zukunft?
Ja klar. Es gibt ständig Verbesserungen, die anderen oder einem selbst auffallen. Wie z.B. weitere Notationssprachen oder Komfortfunktionen oder das Verbessern der Erkennung oder des Ermittelns der richtigen Züge, wenn Züge unleserlich sind. Hier gehen die Knobelaufgaben nicht aus. Eine andere Idee ist noch ein Service für Turnierveranstalter, die zwar ihre Partien erfasst haben möchten aber es selbst nicht durchführen möchten. Mal sehen, ob hierfür Interesse besteht.
10. Viel Erfolg, Klaus!
Danke sehr!