Deutsche Männer geben ersten Punkt ab!

Deutsche Männer geben ersten Punkt ab!

Es war wieder ein Tag der harten Arbeit für das deutsche Team. Gegen das einzig ebenfalls noch verlustpunktfreie Team aus Polen, konnten sich die Schachfans nicht über mangelnde Spannung beschweren. Unser Nachbar trat dabei ohne ihren Schachstar "Janek" Duda an, der erst gar nicht mit nach Montenegro gereist war. Trotzdem sind die Polen traditionell eine starke und talentierte Schachnation, was die ersten drei Runden ein weiteres Mal untermauern.


Bundestrainer Jan Gustafsson, der gestern noch krankheitsbedingt die Kapitänsbinde an Sportdirektor Kevin Högy weitergab, setzte gegen die Polen auf Vincent Keymer, Rasmus Svane, Matthias Blübaum und Dmitrij Kollars. Der bisher sehr erfolgreiche Alexander Donchenko setzte aus.


Keymer musste gestern eine seiner seltenen Niederlagen hinnehmen. Der einzige deutsche Spieler über 2700 und mit guter Form nach Montenegro gereist hat mit 2 aus 4 eine ausbaufähige Ausbeute für seine eigenen Ansprüche. Sicher auch gut für ihn zu wissen, dass er ein Team hinter sich weiß, dass ebenfalls in kritischen Situationen Punkte machen kann.


So ist die Aufgabe von Rasmus Svane an Brett 2 vor allem Remis zu halten. Nummer 2 bis 5 des deutschen Kaders sind alle ungefähr gleich stark und so ist es für das zweite Brett, das naturgemäß die stärksten Gegner bekommt, Remis zu halten. Während die Punkte an den anderen Brettern gemacht werden sollen. Dieser Aufgabe kam Svane auch in Runde 4 nach, in der er ohne Gefahr die Punkteteilung erreichte. Ähnlich sah es bei Blübaum aus, zwar konnte man ihm aus der Eröffnung heraus die Initiative unterstellen, doch daraus wurde nicht und entsprechend ohne großes Spektakel endete die Partie im Remis.

So war es an Kollars und Keymer das Match in die eine oder andere Richtung zu entscheiden. Dabei sah es vor allem bei Vincent sehr gut aus. Er hatte eine Gewinnstellung auf dem Brett, deren Verwertung bei recht knapper Zeit jedoch eine komplizierte Abwicklung bedurft hätte. Diese fand er nicht und so begab er sich Richtung remis.


Nur noch die Partie von Kollars lief, der in seinen beiden Partien zwei Mal Schwarz hatte. Wieder musste er ein schlechteres Endspiel verteidigen und wieder war er erfolgreich. Kollars befindet sich derzeit nicht in der Form seines Lebens, doch für die deutsche Nationalmannschaft kämpft er um jeden halben Punkt und dies mit Erfolg.


Stellt sich die Frage, auf wen wird der Bundestrainer in Runde 5 vertrauen. Es wartet Armenien, ein Team voller Schachkultur und heiß darauf auch ohne Levon Aronian, der inzwischen für die USA spielberechtigt ist, Erfolge zu feiern. Keymer ist gesetzt. Svane, es sei denn er signalisiert, dass er eine Pause braucht, macht seinen Job als sicherer halber Punkt eigentlich auch zu gut, um ihn aussetzen zu lassen. Da er im Gegensatz zu Kollars, Donchenko und Blübaum bisher nicht aussetzte, ist eine Pause für den älteren Svane-Bruder eine der wahrscheinlicheren Szenarien.


Genau so wie die Möglichkeit, dass Kollars eine weitere Pause bekommt. Eine EM ist keine Veranstaltung, wo man auf den Spielwunsch einzelner Spieler Rücksicht nehmen kann. Kollars ist unglaublich wichtig für das Team, derzeit als Kämpfer und sicherlich auch in der Vorbereitung als starker Theoretiker. Er ist auch der einzige Spieler, der bisher keine Gewinnstellung auf dem Brett hatte und zwei Mal ums Remis kämpfen musste. Gleichzeitig hatte Dmitrij bisher zwei Mal Schwarz, sein Aufschlag mit Weiß ist deutlich härter. Das ist der Grund, warum mein Tipp ist, dass am Svane aussetzen wird, da der Bundestrainer um die Weißstärke von Dmitrij weiß.

Während die deutschen Herren am Ende froh um das 2:2 sind konnten die Damen das Match gegen Ungarn erfolgreich gestalten. Yuri Yakovich sorgte vor der Runde bereits für eine Überraschung, denn er lließ die deutsche Nummer 2, nach bisher nicht optimalen Auftritten, pausieren. Ein Zeichen an den Rest des Teams, dass das Vertrauen an die Spieler hinter Wagner da ist. Und dieses Vertrauen wurde zurückgezahlt. Denn neben Elisabeth Pähtz konnte auch Josefine Heinemann an Brett 2 ihre Partie gewinnen. Heinemann ist sehr stark von der eigenen Form abhängig, dass sie eigentlich längst eine Spielerin mit 2400 sein sollte, ist im deutschen Schach lange schon ein offenes Geheimnis. Bisher stand sie sich auch selbst immer ein bisschen im Weg. Doch bei der EM könnte der Knoten geplatzt sein. Bereits 3,5 Punkte aus den ersten 4 Partien stehen zu Buche. Eine grandiose Ausbeute für Heinemann und eine tolle Hilfe für die gesamte Mannschaft.


Da machte es auch nichts, dass Jana Schneider, die vermutlich die kommende Runde aussetzten wird verlor, denn Hanna Marie Klek sammelte den fehlenden halben Punkt zum Mannschaftssieg.

Die Deutschen Frauen sind nach dem Auftakt-Unentschieden mit 3 Siegen in Folge zurück im Turnier und teilen sich mit den morgigen Gegnerinnen aus Aserbaidschan sowie Frankreich derzeit den ersten Platz.
Aserbaidschan ist laut Startrangliste nur 7 Elopunkte im Schnitt besser. Einem spannende Schachnachmittag steht also nichts mehr entgegen!

Foto: Schachbund