Am 27. März eröffnet das Caissa Center in München.
Michael Busse sprach für die Chess Tigers mit dem Gründer, Gerhard Riewe:
Hallo Gerhard, Glückwunsch zur Gründung des Caissa Schachzentrum München. Es soll am 27. März eröffnet werden. Was hast du dir für die Eröffnung alles ausgedacht?
Hallo Michael, das Caissa Center startet direkt in den Normalbetrieb. Am Eröffnungstag spielen wir ein 5-rundiges Rapidturnier, denn der Donnerstag wird unser Rapid-Abend sein. Ab jetzt wird es dieses Turnier jede Woche geben, abwechselnd mit der Bedenkzeit 12+3 und 15+0.
Kannst du etwas zu der Räumlichkeit sagen? Wo genau liegt das Schachzentrum, wie sieht es dort aus und wie bist du an die Räume gekommen?
Das Caissa Center befindet sich im "Company House", einem großen Bürogebäude im Münchner Norden. Unsere Räumlichkeiten befinden sich im zweiten Stock und umfassen gut 150 Quadratmeter. Neben dem Spielsaal mit gut 100 Quadratmetern gibt es einen Analyseraum, ein Büro, WCs und eine kleine Teeküche. Vor einigen Monaten habe ich mich auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten gemacht. Es ist in München leider gar nicht so einfach, ausreichend große und einigermaßen bezahlbare Flächen zu finden. Als ich das Angebot des "Company House" hatte, habe ich gleich zugeschlagen. Ein weiterer Vorteil ist die gute Erreichbarkeit: Es gibt kostenlose Besucherparkplätze, eine Bushaltestelle ist direkt vor der Tür und die U-Bahnstation "Studentenstadt" ist nur zehn Gehminuten entfernt.
Ist das dein alleiniges Projekt oder hast du Unterstützung dabei?
Im Kern ist es bisher mein alleiniges Projekt - mit einiger Unterstützung aus der Familie. Wenn es so gut läuft, wie ich es hoffe, dann werde ich aber auch weitere Leute in das Projekt holen.

Gerhard Riewe
Was ist der Unterschied zwischen dem Schachzentrum und einem normalen Schachverein?
München hat zahlreiche aktive Schachvereine mit vielen Angeboten. Eine bloße Duplizierung dieser Angebote wäre für niemanden hilfreich und auch nicht erfolgversprechend. Im Caissa Center machen wir deswegen Sachen, die es sonst kaum gibt, z. B.:
- Regelmäßige Turniere, die für die Blitz- bzw. Rapid-Elo ausgewertet werden
- In sich abgeschlossene Kurse zum Erwerb des Bauern-, Turm- oder Königsdiploms, auch für Erwachsene
- Standardturniere außerhalb der Ferienzeiten
Was hat dich inspiriert und bewogen, das Schachzentrum zu gründen?
Ich habe schon länger überlegt, was man in München machen kann, um Schach noch weiter voranzubringen. Dabei stieß ich immer auf das gleiche Problem: Einzelveranstaltungen haben in München hohe Kosten für die Räumlichkeiten und es entsteht hoher Aufwand für Raumsuche und Auf- und Abbau. Irgendwann kam mir der Gedanke "wenn es doch einen festen Ort gäbe" - und aus diesem Gedanken entwickelte sich dann der Plan für das Schachzentrum.
Wird sich das Ganze finanziell von selbst tragen oder gibt es Sponsoren, die dahinterstehen?
Das Projekt wird sich finanziell selbst tragen müssen, es gibt weder zahlungskräftige Sponsoren im Hintergrund noch öffentliche Förderung.
Was sagen die Vereine aus der Umgebung dazu? Gibt es nicht die Sorge, dass das Schachzentrum den Vereinen die Spieler wegnimmt?
In der Schachwelt ist nach meiner Erfahrung diese Art von Konkurrenzdenken relativ weit verbreitet. Ich bin aber davon überzeugt, dass es genau umgekehrt ist: Jr größer und vielfältiger das Ökosystem ist, desto besser ist es für alle Beteiligten. Wenn z. B. jemand einen oder mehrere Kurse im Caissa Center macht und Spaß am Schach findet, dann wird er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit danach einen Verein suchen.
Außerdem werde ich auch darauf achten, dass es möglichst nicht zu direkten Überschneidungen mit etablierten Events aus der Region kommt. So findet z. B. die Bezirksmeisterschaft in München immer in der zweiten Woche der Pfingstferien statt. In dieser Woche gibt es im Caissa Center dann kein Turnier mit Standardbedenkzeit, stattdessen läuft ein kompakter Anfängerkurs für Erwachsene.
Ist oder wird München die Schachhauptstadt Deutschlands?
München ist auf jeden Fall weit vorne dabei. Wir haben sehr aktive Vereine, große und kleine Events, viele Schulschachgruppen und viele kompetente Funktionäre in den Verbandsstrukturen. München ist ein attraktiver Universitäts- und Wirtschaftsstandort, entsprechend ziehen auch immer viele starke Spieler hierher. Trotzdem würde ich München nicht zur Schachhauptstadt ausrufen, dafür gibt es deutschlandweit einfach zu viele starke Standorte. Z. B. hat Karlsruhe mit dem Grenke-Open das größte Turniere der Welt, Hamburg den größten Verein und "Rechtes gegen Linkes Alsterufer".
Wie sehen deine langfristigen Ziele und Visionen aus?
Mein wichtigstes Ziel ist es, das Caissa Center in München auf wirtschaftlich gesunde Füße zu stellen und damit dauerhaft zu etablieren. Das ist die Grundlage für alles weitere. Als Vision würde ich drei Dinge formulieren: Das Schachzentrum soll
- für viele Menschen der Eingang in die aktive Schachszene sein,
- aufstrebenden Talenten gut zugängliche Spielpraxis bieten, und
- die Münchner Schachszene noch stärker mit der restlichen Schachwelt verbinden.
Danke für die Antworten und viel Erfolg!