Am 24. Juni lud DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach zum dritten Mal zur offenen Fragestunde ein. Unterstützt wurde sie dabei vom souveränen Moderator Harald Koppen (Deutsche Schachjugend) sowie zwei ihrer Präsidiumskollegen, Guido Springer und Jürgen Klüners.
Die Beteiligung war deutlich geringer als zuvor. In der Spitze nahmen 36 Personen teil.
Ingrid Lauterbach startete mit einem Rückblick auf die Ereignisse seit der letzten Fragestunde. Zu den Highlights gehörten dabei
- die Ausrichtung des Mitropacups, mit Siegen der deutschen Männer und der Frauen
- die Bundesliga-Endrunde in Viernheim
- die Liveschaltung des Mitgliederportals
- die Austragung der DSAM-Turniere (Deutsche Schach Amateur Meisterschaft)
- der Bundeskongress im Mai mit der beschlossenen Beitragserhöhung
- der Vergleich mit der Deutschen Schachjugend über die Frage der Rückforderung der Projektmittel aus 2022.
Beim Ausblick bezog sich die Präsidentin auf die bevorstehenden Deutschen Meisterschaften in Ruit im August, die Schacholympiade in Budapest im September sowie die Gespräche über die geplante Durchführung eines Deutschen Schachgipfels 2025 und/oder 2026.
Zudem teilte sie mit, dass sich der DSB mit dem Maritim Hotel in Gesprächen über Vorzugskonditionen für Schachspieler befindet. Im Maritim Hotel werden die meisten der DSAM-Turniere ausgetragen (zur Terminübersicht 2024/25).
Nach dem Bericht der Präsidentin ging es zum Fragenteil über. Im Vorfeld waren einige Fragen schriftlich beim DSB eingegangen. Der einzige leicht irritierende Punkt des Abends ergab sich, als der Moderator mitteilte, dass anonym übermittelte Fragen nicht beantwortet werden.
Die erste beantwortete Frage betraf die Einführung des Portals nuLiga Schach. Hierzu legte Co-Projektleiter André Martin nochmals die Historie des Themas dar und stellte klar, dass jeder Landesverband seinen eigenen Fahrplan zur Einführung hat.
In Bezug auf die Einnahmesituation teilte Ingrid Lauterbach mit, dass es über die etablierten DSB-Sponsoren hinaus einzelne Sponsoren gibt, die themenbezogen unterstützen, wie z.B. beim Mitropacup. Weitere Neuigkeiten bei der Sponsorenakquise seien aber nicht zu melden. Die vom DSB-Kongress beschlossene Beitragserhöhung halte einem Vergleich mit anderen Sportverbänden stand: "Wir sind klar einer der billigsten Verbände", so Lauterbach.
Die notleidende Situation beim Hochschulschach war Gegenstand einer weiteren Frage. Im September und November sind zwei Hochschulturniere geplant, eines unterstützt durch den DSB (Berlin) und eines mit Unterstützung der DSJ (Marburg) - die Ausschreibungen folgen noch. Engagierte Studenten können sich zudem zur Planung eines Hochschulturniers an den adh wenden, auch wenn Schach momentan im Kanon des adh nicht vertreten ist. Der Posten des Beauftragten für Hochschulschach ist aber weiter nicht besetzt. Laut Lauterbach hat der DSB momentan keine Kapazitäten, sich stärker um das Hochschulschach zu kümmern. "Im Moment gibt es sehr viele Baustellen", so die Präsidentin.
Ähnlich sieht es beim Betriebsschach aus. "Stiefmütterlich" sei die Situation derzeit, so ein Teilnehmer aus der Gesprächsrunde. Die erwartete Beteiligung bei den Deutschen Betriebssportmeisterschaften in Böblingen (Ausschreibung) sei gering, da die Betriebsschachaktivitäten insgesamt zurückgegangen seien. Hierzu gebe es derzeit keine Lösungsansätze.
Weitere Fragen bezogen sich auf das Thema Anti-Cheating. Inzwischen hat ein zweiter Anti-Cheating-Lehrgang stattgefunden, und die geschulten Schiedsrichter werden auch eingesetzt. "Das ist komplizierter, als nur mit dem Scanner rumzulaufen", so DSB-Vizepräsident Klüners. Potenzielle Cheating Devices werden technisch immer gewieferter, daher kann je nach Turnier auch das pauschale Verbot von analogen Uhren im Spielsaal sinnvoll sein. Als Möglichkeit zur Sanktion bei nachgewiesenem Cheating wurde die Sperre eines Spielers benannt. Ingrid Lauterbach rief ausdrücklich auf, Verdachtsfälle zu melden, warnte jedoch auch vor einem Missbrauch der Meldemöglichkeit.
Zur bereits verschiedentlich diskutierten Frage, ob Spieler sich eine DWZ auch ohne Vereinsmitgliedschaft erspielen können sollen, zeigte sich Lauterbach - auch angesichts der damit verbundenen Möglichkeiten für Mehreinnahmen - ablehnend: "Das sehe ich nicht", so ihre Aussage.
Lob aus der Teilnehmerschaft erhielt der neue DSB-Öffentlichkeitsmitarbeiter Veit Godoj für seine aktuelle Berichterstattung.
Die letzte Frage stand im Zeichen des Datenschutzes. Vor einiger Zeit hatte der DSB aus (vorgeblichen) Datenschutzerfordernissen bereits den schachhistorisch interessanten Geburtstags-Newsletter eingestellt. Beim letzten Kongress wurde die Einführung von geheimen Abstimmungen mit dem Datenschutz begründet. Nun erfolgte die Entfernung des Geburtsjahrs aus der DWZ-Liste. Zukünftig ist es beispielsweise nicht mehr möglich, DWZ-Ranglisten nach Jahrgängen auszuwerten. An dieser Stelle wäre zu wünschen, dass künftig stärker zwischen notwendigen Maßnahmen einerseits und Überinterpretation des Datenschutzes andererseits unterschieden wird.
Trotz der geringeren Resonanz als zuvor erwies sich das Format der offenen Fragestunde als sinnvoll. Es ist tatsächlich nicht selbstverständlich, dass jeder Schachspieler die Möglichkeit hat, Fragen an das Präsidium des Dachverbandes loszuwerden und auch eine qualifizierte Antwort zu erhalten. Dementsprechend begrüßten alle Teilnehmer eine weitere Durchführung, die für Ende 2024 oder spätestens Anfang 2025 in Aussicht gestellt wurde.
Foto Ingrid Lauterbach: DSB
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