"Schachclub" ist mit Abstand der häufigste Name für Schachvereine in Deutschland. Wer es eine Spur ausgefallener mag, entscheidet sich für die ebenfalls beliebten Varianten "Schachverein" oder "Schachfreunde".
Für gründungswillige Spielkameraden gibt es jedoch genügend kreative Alternativen, wie ein Blick in die deutsche Vereinslandschaft zeigt.
Oh Baby, gib mir Tiernamen!
Unter den tierischen Vereinsnamen sind wohl die Rodewischer Schachmiezen aus der Frauen-Bundesliga die bekanntesten. Einen schlauen Namen haben sich die Schachfüchse Kempen ausgedacht. Gefährlicher kommen die Schachtiger Langenhagen und Schachdrachen Isernhagen daher.
Die Bauern sind die Seele des Spiels
Kaum eine Figur hat so viele Attribute wie der Bauer. Vielleicht liegt es daran, dass er die häufigste Figur ist? Oder weil er - wie schon Philidor sagte - die Seele des Spiels ist? Jedenfalls lädt diese Figur gerade dazu ein, für kreative Vereinsnamen verwendet zu werden. Beispiele sind: Fideler Bauer Leverkusen, Doppelbauer Kiel, Freibauer Hofstetten, Randbauer Griesheim, Listiger Bauer Essen sowie die Berliner Schachgesellschaft Eckbauer (nach eigenen Angaben Deutschlands ältester Schachverein).
Namen, die ins Auge springen
Form und Zugweise machen den Springer zum Symbol des Schachspiels. Nicht verwunderlich, dass er auch in zahlreichen Vereinsnamen auftaucht, wie z.B. Springer Leipzig und Bochum. Eine Suche nach "Königsspringer" auf schach.in ergibt stolze 23 Suchergebnisse (Lemgo, Braunschweig usw.), während "Damenspringer" (leider) kein einziges Ergebnis liefert. Dafür finden wir aber die Blauen Springer aus Paderborn, die Schwarzen Springer aus Bad Zwischenahn, die Randspringer aus Bad Salzungen, die Inselspringer aus Ratzeburg sowie die Queer-Springer Berlin. Früher gab es auch mal den SC Jolly Jumper, über den sich ein gewisser Cowboy sicherlich gefreut hätte.
Dame, König, Turm, Läufer
Originell ist die "Indische Dame" Münster. Die "Weiße Dame" kommt laut schach.in 3x im Vereinsnamen vor (Ulm, Wedau, Borbeck). Die "Schwarze Dame" existiert nur einmal, nämlich in Osterfeld. Der König kommt in Schachdeutschland völlig farblos daher und ist entweder solo (z.B. König Tegel) oder in spezieller Begleitung anzutreffen (z.B. Glaskönig Dobern, Königliche Trakehner Frankfurt, Königsflügel Lindenholzhausen, Königskinder Hohentübingen).
Nicht unbeliebt ist auch der Turm (Idstein, Kleve und viele weitere). Mancherorts wird dieser Schwerfigur noch ein Attribut zugeschrieben (Roter Turm Halle, Blauer Turm Bad Wimpfen, Dicker Turm Esslingen...). Den Läufer finden wir in Recklinghausen als Läufer-Ost (?), als Schnellen Läufer in Edertal, als Läuferpaar in Verden sowie gänzlich nackt als Läufer in Reinickendorf.
Warum muss es denn unbedingt eine Schachfigur sein...
, ... wenn es doch so viele andere schöne Schachbegriffe gibt? Das dachten sich wohl Vereine wie Diagonale Harburg, Stiller Zug Wiesbaden, Zugzwang München, Rochade Magdeburg, Schachmatt Botnang und Gambit Saarbrücken. Um schachgöttlichen Beistand bitten u.a. die Spieler von Caissa Schwarzenbach und Augsburg. Ein besonderes Mattbild wird vom Frauenschachverein "Anastasias Matt" Berlin gewürdigt. Und noch verwegener kommen die Schachritter aus Kirchheim/Teck daher.
Wortspiele mit dem Ortsnamen
Wenn der Ortsname schon einen Schachbegriff darstellt, dann ist das geradezu eine Einladung für Wortspiele und kreative Namen. Die Steilvorlage nutzte der Schachverein aus Königsfeld in Baden, der sich den Namen "SC e1 Königsfeld" gab. Und in Bad Kissingen spielt man kein normales Schach, sondern "Kisschess".
Und sonst so?
Ob "Unser Fritz Wanne-Eickel" eine Hommage an das ChessBase-Programm oder an ein verdientes Vereinsmitglied ist, konnte nicht geklärt werden. Auch bei "Wichtelkönig Zierenberg" bleibt der Ursprung unklar. Dass "Zweihochsechs Bielefeld" jedoch eine Anspielung auf die Anzahl der Schachfelder ist, scheint offensichtlich. Ebenso ist bei Chaos Mannheim ein Bezug zum Geschehen auf dem Schachbrett durchaus anzunehmen. Ohnehin erinnert die Innenstadt von Mannheim aufgrund ihrer quadratischen Struktur an ein Schachbrett, zumal es dort keine normalen Straßennamen, sondern Koordinaten gibt.
Die Gewinner
Den Schachgeflüster-Kreativitätspreis für das beste Wortspiel teilen sich zwei Schachvereine, die offenbar nicht nur Freunde des Schachspiels, sondern auch des gepflegten Wortspiels sind: die Schachfreunde "Brett vor´m Kopp Duisburg" sowie der Schachclub "Bobbyfischermensfriends" Neumünster. Herzlichen Glückwunsch für diese originellen Vereinsnamen, und weiterhin viele muntere Partien!