Schacholympiade Budapest 2024 | Die große Vorschau

Schacholympiade Budapest 2024 | Die große Vorschau

Am 10. September beginnt die Schacholympiade in Budapest. Zwei deutschen Mannschaften sind am Start. Die große Vorschau hier im Chess Tigers Blog.

Während derzeit die Olympischen Spiele in Paris laufen, bereitet sich die Schachwelt auf ihr eigenes Super-Ereignis vor: Die Schacholympiade 2024 in Budapest, die vom 10. bis zum 23. September in der BOK Sports Hall ausgetragen wird. 

Die Chess Tigers beantworten die wichtigsten Fragen: 

1. Wie läuft die Schacholympiade ab? 

Es gibt zwei Wettbewerbe: die offene Klasse mit 193 Nationalteams sowie den Frauenwettbewerb mit 181 Mannschaften. 

Es werden 11 Runden nach dem Schweizer System gespielt. Im Fall des Punktegleichstandes gilt ein kompliziertes dreistufiges Tie Break-Verfahren (vgl. Annex 2 des Regelbuches). 

Die erste Runde findet am 11. September statt, die letzte Runde und die Siegerehrung am 22. September. Am 17. September ist Ruhetag. 

Die Zeitkontrolle beträgt 90 Minuten für 40 Züge, danach 30 Minuten für den Rest der Partie, plus 30 Sekunden pro Zug ab dem ersten Zug.

2. Warum ist Schach nicht olympisch? 

Schach ist zwar offiziell als Sportart anerkannt, wird aber vom Internationalen Olympischen Kommittee (IOC) nicht als olympische Sportart geführt. Es gab in der Vergangenheit bereits viele Versuche, Schach olympisch werden zu lassen, doch bislang ohne Erfolg. Zuletzt hatte das IOC die Aufnahme von Schach in das Programm der Olympischen Spiele 2024 in Paris abgelehnt. 

Die Schacholympiade hat jedoch ihre eigene Tradition und ist - neben der Weltmeisterschaft - das Highlight im Schachkalender. Ein großer Faktor für die Beliebtheit der Schacholympiade ist der interkulturelle Aspekt. Menschen aus aller Welt kommen zusammen und treffen sich. "Eine der besten Dinge am Schach ist, dass es international ist", sagt der Präsident des gastgebenden ungarischen Schachverbandes, Dr. Zoltán Polyánszky. 

3. Wie kam es zu Budapest als Ausrichter?  

Ungarn verfügt über eine reiche Schachtradition. 1926 fand dort die zweite infoffizielle Schacholympiade (mit Ungarn als Sieger) statt.

Auch große Spieler der Vergangenheit stammen aus Ungarn, darunter Géza Maróczy, Andor Lilienthal, Lajos Portisch, Zoltan Ribli und Peter Leko. Nicht zu vergessen sind natürlich die Polgar-Schwestern, die großartige Erfolge feiern konnten. 

Ungarn war aber auch der einzige Bieter, der sich im Jahr 2020 auf die Schacholympiade beworben hat. So war es keine Überraschung, dass Budapest den Zuschlag der FIDE erhalten hat. 

Die nächsten Schacholympiaden werden 2026 in Tashkent (Usbekistan) und 2028 in Abu Dhabi stattfinden. 

4. Welche  Mannschaften und Spieler nehmen teil? 

Fast alle Teilnehmer der Weltklasse haben ihre Teilnahme zugesagt, u.a. auch Magnus Carlsen sowie die WM-Kontrahenten Ding Liren und Gukesh. Fehlen wird jedoch der US-Amerikaner Hikaru Nakamura.

Im Frauenwettbewerb müssen die Chinesinnen ohne ihre vier Top-Ten-Spielerinnen (darunter Hou Yifan sowie Weltmeisterin Ju Wenjun) auskommen. Die ukrainischen Muzychuk-Schwestern verzichten auf die Teilnahme. 

Einige Länder melden zum ersten Mal ein Frauenteam, darunter auch Liechtenstein (Foto: Ibelieveinyou.ch). 

5. Wer sind die Favoriten?

In der offenen Klasse sind die USA die Elo-stärkste Nation, gefolgt von Indien und China. Ein Wörtchen mitreden will der amtierende (Überraschungs-)Olympiasieger Usbekistan. Trainer der jungen Usbeken ist dieses Mal ein gewisser Wladimir Kramnik. 

Bei den Frauen ist Georgien topgesetzt, dahinter Indien (jedoch ohne Humpy Koneru) und Polen. 

6. Wer spielt für Deutschland?  

Der Männerkader umfasst Vincent Keymer, Matthias Blübaum, Dmitrij Kollars, Alexander Donchenko und Frederik Svane. Letzterer konnte sich knapp gegen seinen Bruder Rasmus durchsetzen. Kapitän ist wie bisher Bundestrainer Jan Gustafsson. 

 

Bei den Frauen führen Elisabeth Pähtz und Dinara Wagner das Team an. Mit an Bord sind zudem Lara Schulze, Hannah Marie Klek und Josefine Heinemann. Verantwortlicher Trainer ist Yuri Yakovich. 

 

Neben den Spielern sind auch drei deutsche Schiedsrichter mit von der Partie: Jens Wolter, Gregor Johann und Sandra Schmidt. 

7. Welche Chancen haben die deutschen Teams? 

Die Chancen auf eine Medaille sind vorhanden, sind allerdings nicht besonders groß. In der offenen Klasse ist Deutschland an Platz 10 gesetzt, bei den Damen auf Platz 8. Mit etwas Matchglück ist ein Podestplatz drin. 

Letzter großer Erfolg der Deutschen bei einer Schacholympiade war die Silbermedaille in Istanbul 2000 mit Hübner, Jussupow, Dautov, Lutz, Bischoff und Luther. 

8. Wie kann man die Schacholympiade live verfolgen? 

Wer noch kurzfristig nach Budapest reisen will, findet hier die notwendigen Informationen für den Besuch vor Ort. 

Die offizielle Homepage der Schacholympiade enthält keine Informationen, über welche Medien das Event übertragen wird. Sicherlich wird die FIDE auf ihrem YouTube-Kanal eine Übertragung anbieten. Auch die großen Seiten wie chess.com, chess24 und ChessBases India werden mit hoher Wahrscheinlichkeit jeweils ein Kommentatorenteam ins Rennen schicken. Keine schlechte Idee ist es, den Accounts der Polgar-Schwestern in den sozialen Medien zu folgen, um auf dem Laufenden zu bleiben, z.B. Judit Polgar auf X

9. Welches Rahmenprogramm wird geboten? 

Die FIDE hält im Rahmen der Schacholympiade nicht nur ihren Kongress ab, sondern nutzt die Feierlichkeiten auch, um ihr eigenes 100-jähriges Jubiläum zu begehen. Dies umfasst insbesondere die Preisverleihung für die Wettbewerbsreihe "FIDE 100 Awards", in der die FIDE den besten Spieler aller Zeiten sowie weitere Preisträger ehren wird. Zudem wird es eine "Fackelzeremonie" geben, anlässlich der Ankunft der Fackel, die im Februar 2024 ihren lauf nahm. 

Startpunkt der olympischen Fackel in Neu Delhi (mit Vishy Anand)

10. Welche Besonderheiten gibt es sonst noch? 

Die FIDE lässt erstmals ein Team von Flüchtlingen an den Start, wodurch die integrative Wirkung des Schachspiels untermauert werden soll. Zudem soll es eine grüne Olympiade werden, was u.a. durch umweltfreundliche Transportmittel zwischen Hotel und Spielort zum Ausdruck kommen soll. 

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Die Chess Tigers freuen sich auf die Schacholympiade und wünschen allen Spielern, Zuschauern, Funktionsträgern und Begleitpersonen viel Erfolg und ein wunderbares Erlebnis! 

Fotos: FIDE bzw. DSB

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