Rezension "Beginner Chess Puzzles" von Martin Bennedik"

Rezension "Beginner Chess Puzzles" von Martin Bennedik"

Der Frankfurter Schachpuzzle-Experte Martin Bennedik, der bereits für Magnus Carlsen gearbeitet hat, hat zwei Schachbücher mit Taktikrätseln verfasst. Michael Busse von den Chess Tigers mit einer Rezension des Buches "Beginner Chess Puzzles".
Wenzels Rösselsprung: 3. a1 Du liest Rezension "Beginner Chess Puzzles" von Martin Bennedik" 4 Minuten Weiter Die glücklichen Sieger beim Gewinnspiel

Im deutschen Schachumfeld gibt es einige Personen, die in der internationalen Schachszene bekannter sind als national. Dazu gehört der Schachfotograf Stev Bonhage (gebürtig aus Sachsen-Anhalt), der seine schönsten Fotomomente in dem großartigen Bildband "Capture" festgehalten hat. 

 

Ein weiteres Beispiel bildet Martin Bennedik (Beitragsfoto, mit seinem neuen Buch)Der Frankfurter hat 2016 einen Algorithmus programmiert, der angeblich 250 bis 300 Schachtaktiken pro Tag ausspuckt. Seine Webseite chesspuzzle.net gehört zu den beliebtesten Taktikseiten im Netz. Bennedik arbeitete bereits für keinen geringeren als Magnus Carlsen, als dieser auf der Suche nach Schachaufgaben für seine App "Play Magnus" war. Auf Facebook und X postet Bennedik regelmäßig handverlesene Schachaufgaben. 

Kein Wunder, dass er nun aus diesem reichhaltigen Schatz heraus auch zwei (englischsprachige) Bücher produziert hat: "Beginner Chess Puzzles" und "Intermediate Chess Puzzles". 

Veröffentlicht wurden die Bücher im amerikanischen Verlag "Simon & Schuster". In dessen Portfolio findet sich von Kochbüchern über Star Trek bis hin zu Kreuzworträtseln praktisch alles. Der Verlag verfügt über ein Sortiment von mehr als 100 Schachbüchern von prominenten Autoren wie Netflix-Damengambit-Berater Bruce Pandolfini oder Josh Waitzkin (bekannt aus dem Film "Searching for Bobby Fischer"). 

Angriff und Verteidigung

Beim Blick in das vom Verlag zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar zeigt sich schnell das strukturierte Konzept. Das Buch ist in zwölf Lektionen aufgeteilt. Jede Lektion beginnt mit einer Erläuterung der wichtigsten taktischen Konzepte wie Gabel, Fesslung, Abzugsschach, aber auch Verteidigungsmotiven wie Weglaufen oder Decken. Anschließend gibt es relativ simple Taktikübungen zu dem jeweils erläuterten Motiv. Am Ende jeder Lektion werden jedoch Aufgaben gestellt, die alle der bisher vorgestellten Motive enthalten können. Bennedik nennt das "Workout". Je weiter fortgeschritten der Leser im Buch ist, desto schwieriger werden somit die Taktikaufgaben im Workout-Teil, weil das taktische Motiv nicht bekannt ist. 

Das Buch erhält vom Rezensenten volle 5 Sterne. Die ausgewählten Taktiken kommen aus echten Partien und erscheinen absolut natürlich. Durch die Untergliederung in 12 Lektionen mit jeweils 3 Motiven enthält das Buch eine erschöpfende Aufzählung sämtlicher im Anfängerbereich relevanten Muster. Alle Motive werden durch die passgenauen Aufgaben gut verinnerlicht, und die praktische Anwendung wird im "Workout"-Teil geübt. 

Gute Mischung aus Text und Übung

Die Mischung zwischen Text und Taktikaufgaben ist gelungen, weder das eine noch das andere nimmt überhand. Im Anhang gibt es die Lösungen zu den 500 Rätseln, wobei nicht nur der richtige Zug angegeben wird, sondern auch mögliche Denkfehler oder Nebenlinien besprochen werden. Es lohnt sich daher, die Lösung durchzulesen, auch wenn man sich bereits sicher ist, den richtigen Zug gefunden zu haben. 

Kurios mutet manchmal die Herkunftsangabe der Puzzles an. Teils zieht Bennedik Partien von Größen wie Carlsen, Nakamura oder Nepomniachtchi heran, während das darauffolgende Puzzle dann etwa so heißt: "Reinscheid-Schrewe, Föckinghausen 2003". Man hätte sich vielleicht gewünscht, dass Bennedik auf den ersten Seiten die Neugierde der Leser über die Herkunft der Puzzles stillt. Doch dieses kleine Manko tut der Qualität der Aufgaben keinen Abbruch. 

Von Einfachheit am Anfang nicht abschrecken lassen

Nicht abschrecken lassen sollten sich Spieler zwischen 1000 und 1500 DZW von den simpel anmutenden Anfangsseiten. Wenn Bennedik die Schachnotation erklärt oder zu Beginn das "Schlagen einer ungedeckten Figur" als Motiv beschreibt, dann ist dies nur der Auftakt für mehr. Spätestens ab Puzzle 108 (bei dem der erste als "brilliant" bezeichnete Zug gefragt ist) zieht der Schwierigkeitsgrad an. Nach Meinung des Rezensenten können daher auch Spieler bis ca. 1500 DWZ von diesem Buch profitieren. 

Wem die Rätsel zu einfach sind, der kann direkt auf das Folgebuch von Bennedik übergehen: "Intermediate Chess Puzzles" erscheint im Dezember 2024 und enthält ebenfalls 500 Puzzle auf fortgeschrittenem Level. Die DWZ (oder Elo-) Angabe fehlt leider - wie bei fast allen Schachbüchern - auch hier, so dass an dieser Stelle nur geschätzt werden kann, dass sich das Intermediate-Buch möglicherweise an Spieler von ca. 1300 bis ca. 1800 DWZ richtet. 

Fazit

Bis ca. 1500 DWZ ist diese Taktiksammlung eine wertvolle Ressource für alle, die ihre taktische Motiverkennung verbessern möchten. Es handelt sich um eines der wenigen Taktikbücher, bei denen das Durcharbeiten Spaß macht und keine Qual ist. Die Erklärtexte sind klar und kurzweilig, die Puzzles authentisch und die Lösungen lehrreich. 

Das Buch ist auf amazon vorbestellbar und ab 12. November lieferbar Sobald es hier im Chess Tigers Shop erhältlich ist, wird diese Information aktualisiert. 

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